Kisten im Inneren

Kisten im Inneren

Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, wie viele deiner Erlebnisse du in Kisten gepackt und mehr oder wenig tief in deinem Inneren vergraben hast? Wie viele Kisten du mit Traurigkeit verschlossen und nach ganz hinten geschoben hast? Wie viele Kisten du mit einem dicken Schloss versiegelt hast, damit deine gesammelte Wut von einst sich keinen Weg graben kann? Hast du dir schon mal überlegt, wie viele Kisten sich in deinem bisherigen Leben schon auf diese Art angesammelt haben und hast du dir mal überlegt wie wohl das, was sich da im Inneren dieser Kisten am Leben hält, agiert?


Kurz vor den Weihnachtsfeiertagen hatte ich ein Gespräch mit einem jungen Mann, der mich an seine Idee dieser Kisten im Kopf heran führte…

„Es gibt Erlebnisse, die packe ich einfach in Kisten und dann mache ich die fest zu und dann stelle ich die in mein inneres Regal!“ – „Was passiert denn, wenn du die Kisten dann mal öffnest?“, frage ich. „Die mache ich nie auf. Manchmal toben die Kisten im Regal und wackeln hin und her und machen Chaos. Nach einer Weile sortieren sie sich aber wieder ins Regal ein und können dort wieder für eine Weile bleiben.“ – „Verändern sich die Kisten denn, wenn sie so chaotisch sind und sich bewegen?“ – „Nein, ich halte es aus und dann ist ja irgendwann wieder Ruhe.“

„Wann fangen diese Kisten denn an, sich chaotisch zu bewegen und zu rebellieren gegen ihr verpacktes Dasein?“ – „Meistens fangen sie an, wenn jemand anderes Pfeile schießt und eine Kiste trifft. Das Innere will dann raus. Mal ist es Traurigkeit, mal Wut, mal Enttäuschung… manchmal weine ich dann auch heimlich, so dass es keiner sieht. Es ist dann etwas leichter sie wieder zuzumachen.“

„Sind die Kisten denn unterschiedlich? Oder sehen sie alle gleich aus?“ – „Alle Kisten sind im Inneren unterschiedlich. Von außen sind sie entweder schwarz oder einzelne auch bunter. Die Bunten, das sind die Guten. Die Kisten sind manchmal auch im Regal zwischen den ganzen Dunkeln. Sie sind dann so wie der Hauptgewinn beim Loseziehen oder das Schokostück mit den meisten karamellisierten Nussstückchen oder die Sternschnuppe am Himmel. Die mache ich gerne auf, wenn ich sie dann mal zwischen den ganzen dunklen Kisten wiederfinde. Manchmal macht es mich nur traurig, dass ich so wenig bunte Kisten habe zwischen den ganzen schwarzen, tobenden Kisten… Dann bin ich traurig, auch wenn die Kiste bunt ist… aber immer ist neben dieser Traurigkeit auch etwas ganz buntes Lebendiges, das mir Freude macht wieder zu öffnen. Manchmal ist das Bunte nur eine große Portion Pfannkuchen mit einer extra großen Portion Ahornsirup. Manchmal aber auch die Freude einen bestimmten Menschen zu kennen oder kennengelernt zu haben. Manchmal sind es 5 Stunden zocken, ohne Grenzen und ohne To Dos. Manchmal ist es das Zuhören und Gesehen zu werden… manchmal das Finden eines Ein-Euro-Stücks auf dem Boden der Bushaltestelle…“


Wir können die dunklen Kisten nicht wegmachen. Wir können ihnen aber erlauben sich ein wenig auszubreiten, wenn sie vom Pfeil getroffen wurden und ihnen auch den Raum geben, einfach für einen Augenblick da zu sein. Der Inhalt der dunklen Kisten kann gehalten werden von all den bunten Erlebnissen, Glimmern, Zaubern, Geschenken und Ereignissen, sodass auch diese dunkeln Kisten sich langsam aufhellen und in etwas Buntes und Lebendiges verkehren.


Ich möchte danke sagen für diese Idee der Kisten im Inneren und dem Potenzial, das diese Vorstellung birgt. Die Schlüssigkeit dieser klaren Idee rührt mich und lässt mich vertrauen, dass es sich zu jeder Zeit lohnt in seine Potenziale zu investieren und alle dunklen Kisten sortiert zu halten, sodass sie sich zum rechten Zeitpunkt einen Tick öffnen dürfen. Genau dann, wenn es passt…

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